Mittwoch

Elefanten sind groß

Ein von mir ungeliebter Elefant ist das Flugzeug, welches bis vor kurzem noch den Titel " größtes Passagierflugzeug der Welt" trug. Der Titel wurde mittlerweile zwar von einem A******ch (Mit den besten Grüßen an Herrn nff ) geklaut, die Größe ist trotzdem geblieben.

Da ich mich vor meiner fliegerischen Laufbahn geweigert habe in eben jenen Elefanten zu steigen, war es für mich umso aufregender als ich erfuhr, dass ich mit diesem nun fliegen musste.
Das Dumme an der Sache war, ich sollte nicht dabei arbeiten sondern Passagier spielen.
Und Alkohol war nicht erlaubt. Scheiße.
(Nur so zur Info, man könnte meinen, ich würde ständig und immer mich berauschen wollen...dem ist nicht so, außer mich quälen zu enge Schuhe oder mich beschleicht die Angst vor der Angst. Allerdings glaube ich, dies wird man mir nicht abnehmen. Ich möchte jetzt seufzen)

Mann könnte davon ausgehen, meine Flugangst wäre so gut wie verschwunden, möchte aber dennoch darauf hinweisen, dass ich meine französischen Flieger mittlerweile zu kennen scheine.
Ausserdem küssen Franzosen fantastisch (wirklich!) und Amerikaner waren mir schon immer eher suspekt (deren Shoppingmöglichkeiten mal ausgenommen).

Ein Glück für mich, dass der Flug nach Mitternacht beginnen sollte und ich hoffte irgendwie und irgendwann schlafen zu können.

Schön optimistisch stieg ich also in den Flieger ein und sagte gleich an der Tür zu meinen KollegInnen das ich nach dem Service mal den Flieger genauer unter die Lupe nehmen möchte. Irgendwann muss ich schließlich auch auf diesem Flieger arbeiten.

Auf dem Weg zu meinem Sitzplatz zählte ich heimlich die Sitzreihen bis zur nächsten Tür und wagte es nicht einmal aufzuschauen. Spätestens als ich meinen Hintern in den Sitz reinbequemte, wurde mir bewusst: Der Flieger ist rießig! Nein, er ist gigantisch...und schon wurde mir schlecht.
Im Gegensatz zu meinen mir geliebten Franzosen war dieses Teil ein absoluter Protzschlitten und in den 70ern hängengeblieben.

Ich war froh um meine schnatternde Kollegin neben mir. Hoffte insgeheim auch, dass die diesmal verdammt arroganten Cockpitkollegen ihre Überheblichkeit während des Fluges im Geiste wegschliessen.
Von meinem Fenster aus hatte ich natürlich einen guten Blick auf die wunderschönen Triebwerke, diese wollte ich aber nicht sehen.

Ich war dankbar um die Dunkelheit der Nacht und dass mir der Blick von oben nach unten aus dem Fenster erspart blieb.
Denn ich beschloss einfach zu ignorieren, dass ich mich in diesem rießigen Flugzeug befand. Verdrängung ist die beste Idee überhaupt!

Als wir abflogen kauerte ich unter meiner Decke und hörte Madonnas Get into the groove...jaha, der Flieger hat richtig mitgegroovt und ich schloß die Augen und dachte an eine schlechte Ü30 Party. Danach öffnete ich lieber die Augen und schaute unentwegt in die Kabine.

Ich ließ von der Idee ab, die Kollegen in den verschiedenen Bereichen des Fliegers zu besuchen. Ich hätte mir sicherlich auch einige Muskelzerrungen dabei geholt, schließlich sollen Verkrampfungen in Ruhe auskrampfen.
Selbst den Gang auf die Toilette habe ich erfolgreich umgangen in dem ich einfach nichts getrunken hab...ist ja nicht so, als hätte ich zuwenig aufbauende Kosmetika in meinem Bad um sichtbare Dehydration wieder glattzubügeln.

Die schnatternde Kollegin schlief irgendwann ein, genau wie der Rest der Passagiere in meinem Bereich. Das Licht wurde gedimmt und da saß ich nun wie ein einsames Reh im dunkeln Wald. Madonna war kein große Hilfe mehr und ein Film musste her. Nix anspruchsvolles, eine seichte amerikanische Komödie die nur ein Achselzucken in mir auslöste. Wenigsten habe ich damit 2 Stunden überstanden.
Tollkühn wagte ich mich an den Versuch zu schlafen. Pünktlich nach der optimalen Schlafpositionsfindung gingen die Anschnallzeichen an und der Flieger wurde durchgeschüttelt. Also doch wieder Madonna.

Pünktlich zum Frühstück hörten die Turbulenzen auf. Schade, wollte ich doch schon immer mal Milch pur trinken und diese im Magen zu Milchschaum fabrizieren. Die optimale Temperatur hätte es dafür gehabt.
Hunger hatte ich ausnahmsweise keinen, ich war dennoch froh den KollegInnen beim emsigen Treiben zuschauen zu können. Die schnatternde Kollegin erwachte auch aus Ihrem Tiefschlaf und ich konnte mich dem Belanglosem Geschwafel zuwenden.
Mittlerweile glaube ich, diese Oberflächlichkeit, die man dem fliegerischem Personal gerne attestiert, findet man begründet in diversen Ängsten. Warum sonst würde ich mir das Geschwafel herbeisehnen, wenn ich, wie sonst üblich, davor am liebsten schreiend davon weglaufen möchte?

Kurz vor der Landung ließen sich meine Glieder wieder normal bewegen und ich wurde entspannter als ich die Landschaft immer näher unter mir sah. Für einen Rundgang war es jetzt zu spät, dafür habe ich in Zukunft wohl mehr als genug Zeit, zwangsläufig.

Die erlösende Landung kam und ich durfte mich von dem Elefanten endlich verabschieden. Nein, verabschiedet habe ich mich nicht. Ich bin zwar nicht gerne unhöflich, aber ich rannte aus dem Flieger raus und sah ihm nicht einmal hinterher. Soll ich mich doch mit ihm anfreunden, wenn ich es muss...ich bin zu alt um es jedem rechtmachen zu müssen.

Nächster Stop nach einem kurzem Schlaf in einem anständigen Bett, ein einem Zimmer mit anständiger Größe war die gute, alte Musikabteillung in einem großem Warenhaus. Madonnas "Best of" Album musste ich mir holen...Vielleicht genügt es ja, dieses bis zum Erbrechen zu hören um dann entspannt den nächsten Ritt auf dem Elefanten bestreiten zu können...in den Urlaub.






Montag

Wieder was gelernt

Erkenntnis des Tages:

Wenn man sich generell keine Namen merken kann, dann wird das auch nix mit den Statusgästen!

Also Liebe Statusgäste, wenn Ihnen einmal eine Flugbegleiterin begegnen sollte die:

- einen weißen, zerknautschten Zettel in der Hand hält und sich in ihrer unmittelbaren Nähe aufhält,

- sich etwas unbeholfen
umschaut und Sie ständig fragend anblickt,

- bevor sie Sie anspricht immer wieder auf den Zettel schaut und

- dann ständig "Äh, Herr..." *auf Zettel guck* "Ach ja, Herr Müller, äh, nein, Herr Schmidt...tschuldigung" stammelt
und dabei verwirrt dreinschaut aber trotzdem noch charmant lächelt,

dann haben Sie bitte etwas Nachsicht. Ich bringe dann auch gerne einen vorgewärmten Kaffee mit Schoki.

Wie gut dass ich ein fotografisches Gedächtnis habe was Gesichter betrifft, immerhin.